Amazon: Nachhaltigkeitsbilanz von Start-ups beeinflusst Investitionsentscheidung

Ob ein Start-up nachhaltige Produkte oder neue Recyclingmethoden entwickle, entscheide zunehmend darüber, ob in es investiert wird, erklärt Amazon.

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(Bild: Andrey_Popov/Shutterstock.com)

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Investoren, die sehr früh in neue Ideen investieren, bevorzugen mittlerweile Start-ups, die auf Nachhaltigkeit ausgerichtet sind. Dies gehe aus einer unabhängigen Studie von FTI Consulting hervor, erklärte das US-Unternehmen Amazon, in dessen Auftrag die Studie durchgeführt wurde.

Für die Studie wurden im April 2023 509 institutionelle oder private Investoren aus Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Italien und Spanien befragt. Pro Land gaben jeweils mehr als 100 Investoren Auskunft. Gegenüber dem Vorjahr zeigten sich allerdings leicht rückläufige Zahlen.

Update

Diese leichten Abweichungen fallen laut Amazon aber noch in den Bereich der Fehlermarge solcher Studien. Für ein weiterhin hohes Interesse an Nachhaltigkeit spreche, dass deutsche Investoren die Investition in ein Start-up aufgrund von Bedenken hinsichtlich der ökologischen Nachhaltigkeit häufiger abgelehnt haben (58 Prozent) als Investoren aus anderen Ländern bzw. Märkten (s.u.).

Wie Amazon erklärt, haben 70 Prozent der befragten Investoren aus Deutschland in den vergangenen 12 Monaten verstärkt Informationen zur Nachhaltigkeit der Start-ups gefordert, in die sie investieren möchten. Gründe hierfür sollen sowohl persönliche Überzeugungen als auch die Nachhaltigkeitsverpflichtungen ihrer eigenen Unternehmen gewesen sein. Im Jahr zuvor erklärten noch 73 Prozent der 103 deutschen befragten Investoren, dass sie Informationen zur Nachhaltigkeit angefordert hätten.

Start-ups, die auf Nachhaltigkeit ausgerichtet sind, erzielten den deutschen Venture-Capital- und Private-Equity-Investoren zufolge in diesem Jahr einen Bewertungsaufschlag von 13 Prozent, 2022 lag der Wert noch bei 15,9. Für dieses Jahr wurde hinzugefügt, dass die Bewertung um bis zu fünf Prozent sinken könne, wenn Start-ups eine schlechte Nachhaltigkeitsbilanz hätten.

Laut der aktuellen Auswertung lehnten 58 Prozent der deutschen Investoren in den vergangenen Monaten Investitionen in ein Start-up aufgrund von Bedenken über die nachweisbare Nachhaltigkeitsbilanz des Unternehmens ab. 77 Prozent von ihnen gaben zudem an, dass Start-ups mehr Unterstützung benötigen, um nachhaltigere Betriebsabläufe zu verankern.

Rocco Bräuniger, Country Manager Amazon.de, erklärt hierzu: "Die Studie verdeutlicht den klaren Vorteil, den Unternehmen mit einem starken Fokus auf Nachhaltigkeit haben – und veranschaulicht, dass Nachhaltigkeitsüberlegungen zunehmend auch Investitionsentscheidungen leiten. Denn Investoren suchen nach Lösungen, um den aktuellen Herausforderungen in den Bereichen Klima und Abfall zu begegnen".

Amazon unterhält seit dem vergangenen Jahr mit dem "Sustainability Accelerator" ein eigenes Programm für die Start-up-Förderung. 2022 hatten sich 1300 Start-ups beworben, zwölf wurden gefördert, zwei davon kamen aus Deutschland. Passend zu den neusten Studienergebnissen gab das Unternehmen dementsprechend nun die Namen von 16 Start-ups bekannt, die in der zweiten Runde des Sustainability Accelerators gefördert werden. Das Programm solle dabei helfen, "Unternehmen zu skalieren und innovative Technologien und nachhaltigere Produkte zu entwickeln."

Vier der ausgewählten Start-ups kommen in diesem Jahr aus Deutschland: Das Start-up "FUNQ‘" hat einen Superfruit-Sirup zum Selbermischen entwickelt, "Papair" bewirbt eine Luftpolsterfolie aus Recyclingpapier, "Open Funk" entwickelt einen Küchenmixer für herkömmliche Einmachgläser und das Start-up "We Do Solar" will intelligente Balkon-Solaranlagen vertreiben.

Laut Amazon seien 1.500 Bewerbungen für die Förderung eingegangen. Das Unternehmen wählte die Gewinner erneut gemeinsam mit dem Europäischen Institut für Innovation und Technologie (EIT) und der britischen NGO "WRAP" aus, die sich um das Thema Kreislaufwirtschaft kümmert. Teil der Förderung ist ein 12-wöchiges Programm, welches Gründerinnen und Gründer bei der Skalierung ihres Unternehmens unterstützen soll. Sowohl Workshops als auch ein Mentoring stünden bereit. Eine Verbesserung der Nachhaltigkeitsbilanz sei außerdem durch eine gemeinsame Klimafolgenabschätzung des Geschäftsmodells möglich.

Neben dem Programm erhalten die ausgewählten Start-ups einen eigenkapitalfreien Zuschuss von 12.000 Euro sowie ein AWS-Guthaben im Wert von 25.000 US-Dollar. Auch Amazon-Büroräume in Berlin und London können kostenlos genutzt werden. Start-ups aus dem Bereich Konsumgüter erhalten darüber hinaus ein Jahr lang kostenlosen Zugang zu Amazon Launchpad. Von den 16 ausgewählten Start-ups stammen zehn aus dem Bereich "Konsumgüter", sechs Start-ups haben sich im Bereich "Recycling" gefunden. Die deutschen Teilnehmer sind alle dem Bereich Konsumgüter zuzuordnen. Laut Amazon ende das Programm mit der Möglichkeit, das eigene Start-up einem breiteren Publikum aus erfahrenen Investoren vorzustellen.

Während Amazon mit dem Sustainability-Accelerator-Programm Werbung für mehr Nachhaltigkeit macht, sieht die eigene Klimabilanz derzeit nicht gut aus. Zwar will das Unternehmen bis 2040 klimaneutral sein, in den vergangenen Jahren stieg der CO₂-Ausstoß allerdings. Wurde 2019 noch das Äquivalent von 51,17 Millionen Tonnen Kohlendioxid ausgestoßen, waren es 2020 bereits 60,64 Millionen Tonnen. 2021 erfolgte dann eine Steigerung um 18 Prozent auf 71,54 Millionen Tonnen.

(kbe)