Auf dem Weg zum Sofort-Internet

Vor acht Jahren schrieb George Gilder seine Online-Prognose "Telekosmos", in der er der Welt unendliche Bandbreite versprach.

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Im Frühjahr trafen sich 12.000 Mitglieder der vermutlich wichtigsten Technologieindustrie des Planeten im Kongresszentrum der südkalifornischen Stadt San Diego. Seit 2005 hört die jährlich stattfindende Veranstaltung auf den sperrigen Namen "Optical Fiber Communication Conference and Exposition/National Fiber Optic Engineers Conference" mit der ebenso unaussprechlichen Abkürzung "OFC/NFOEC".

Was dort besprochen wird, betrifft uns allerdings alle: Die nahezu einen Terameter umfassende Glasfaserinfrastruktur (1000 Millionen Kilometer) dieses Planeten ist zum zentralen Nervensystem der Menschheit geworden – sie trägt den Internet-Datenverkehr und die gesamte internationale Telekommunikation inklusive Sprachtelefonie, die inzwischen in Form digitaler Datenpakete übertragen wird. Dieser Traffic verdoppelt sich alle zwei Jahre. Der Branchenbeobachter Robert X. Cringely glaubt, dass der einzige Grund, warum die immer beliebter werdenden Videodienste das US-Internet 2007 nicht überlasteten, an heimlichen Bandbreitenbeschränkungen lag, die die Breitband-Provider vornahmen, ohne es zuzugeben. Die Voraussage, dass das Internet bald "crashen" würde, ist allerdings fast so alt wie das Netz selbst. Dennoch ist ein rein rechnerisches Zusammenbruchspotenzial vorhanden: Würden alle YouTube-Benutzer sich entschließen, ihre Videos künftig in HD hochzuladen, würde das wohl den US-Internet-Verkehr verdoppeln, und es wäre wohl schnell Schluss mit der Zuverlässigkeit.

Mark Williams, Redakteur beim Technologiemagazin Technology Review, war in San Diego vor Ort, um sich ein genaueres Bild der aktuellen Lage zu verschaffen. Der Anlass: In diesem Jahr feiert ein bedeutsames Buch seinen achten Geburtstag. Kurz bevor im Jahr 2000 die Aktien der Kommunikationskonzerne und Infrastrukturlieferanten einbrachen, erschien George Gilders "Telekosmos – Wie unendliche Bandbreite unsere Welt revolutionieren wird". Hat der provokante Technologieexperte und ehemalige politische Redenschreiber mit seiner Idee vom latenzfreien "Sofort-Internet" mit riesigen Durchsatzraten Recht behalten? Reicht die vorhandene Glasfaserinfrastruktur, die in der Hochphase der "New Economy" überall verbuddelt und teilweise bis heute nicht aktiviert wurde, dank neuer Modulationsverfahren für unsere heutigen Ansprüche aus? In seiner ausführlichen Analyse spricht Williams unter anderem mit Ethernet-Erfinder und Gilder-Freund Bob Metcalfe, der bis 2015 ein Terabit-Ethernet erwartet.

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(bsc)