Erster Robocop patrouilliert in kalifornischem Einkaufszentrum

Im Stanford-Shoppingzentrum in Palo Alto schiebt seit Kurzem ein automatisierter "Wachmann" von Knightscope Dienst. Er soll Mobiltelefone orten und bis zu 300 Kfz-Kennzeichen pro Minute einlesen können.

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Erster Robocop patrouilliert in kalifornischem Einkaufszentrum

(Bild: knightscope.com)

Lesezeit: 3 Min.

Das Startup Knightscope aus Mountain View im Silicon Valley hat sich einen neuen Einsatzort für seinen K5-Sicherheitsroboter erschlossen: Eines der autonomen Überwachungsgeräte, die vom Aussehen her an Daleks aus der Science-Fiction-Serie "Doctor Who" in weiß-grau erinnern, verrichtet mittlerweile im Standford-Einkaufszentrum im nahen Palo Alto seine Dienste. Insgesamt sei "eine Reihe" der elektronischen "Wachmänner" an verschiedenen Einrichtungen im Silicon Valley im Einsatz. Bisher handelte es sich dabei aber um Bürokomplexe wie die kalifornische Microsoft-Niederlassung.

Der gut 1,50 Meter hohe Roboter kommt bei den Besuchern der Mall laut dem Guardian gut an. "Jeder will Selfies mit ihm machen", zitiert das Blatt den Knightscope-Mitgründer Stacy Dean Stephens, einen früheren Polizisten in Dallas. Das Bedürfnis nach Interaktion mit dem Roboter sei groß. In zwei Fällen sei sogar Lippenstift auf der Graffiti-abweisenden Halbkugel gefunden worden. Das Design des Robocops sei bewusst halbwegs "freundlich" angelegt worden, auch wenn es wie bei einem echten Polizeibeamten immer darauf ankomme, bestimmend aufzutreten, ohne dabei jemanden zu verschrecken.

Der Knightscope K5 im kalifornischen Stanford Shopping Center

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Der automatisierte Sicherheitsbedienstete ist mit Überwachungstechnik vollgestopft, die manchen Kunden bedenklich stimmen könnten. Unter dem Gehäuse stecken HD-Infrarot-Kameras, Mikrophone, mit denen der Roboter Stimmen oder Geräusche wie zerbrechendes Glas registrieren kann, sowie Ortungssysteme für Mobiltelefone.

Dazu kommt eine Software, die bis zu 300 Nummernschilder pro Minute scannen und erkennen können soll. Das System sei so in der Lage, "schwarze Listen" für unerwünschte Kfz-Kennzeichen zu führen, auf denen etwa Informationen zu Autos von im Streit gegangenen Ex-Mitarbeitern oder überführten Ladendieben stünden.

Der Bericht lässt offen, auf welcher Rechtsgrundlage derlei Funktionen freigeschaltet werden dürften und wie gesetzliche Datenschutzbestimmungen eingehalten werden sollen. Der Roboter verfüge auch über "Selbstverteidigungsmöglichkeiten" etwa mit lautem Alarm und Standortdurchgabe, nicht jedoch "offensive Fähigkeiten" wie den Einsatz von Tasern oder gar Schusswaffen. Menschliches Wachpersonal soll der K5 vorerst laut Stephens nicht ersetzen, auch wenn der technische Agent mit sieben US-Dollar Mietgebühr pro Stunde deutlich billiger ist als ein Sicherheitsmann.

Beim Lokalaugenschein von heise online in Stanford zeigte sich auch, warum der Robocop noch keine Menschen ersetzen kann: Er rollt sehr gemächlich und wirkt bei Bodenunebenheiten instabil. Außerdem ist er unkommunikativ. Das enttäuscht nicht nur zunächst begeisterte Kinder, sondern machte es wohl auch schwierig, brenzlige Situationen zu entschärfen. Und das ist in der Arbeit eines Ordnungshüters wichtiger, als etwaige Bewaffnung.

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(anw)