Handy-TV via DMB startet in fünf Großstädten

Mit geeigneten Endgeräten lassen sich vier TV- und zahlreiche Radioprogramme empfangen. Vermarktet wird der Dienst bislang ausschließlich von Debitel für eine Monatsgebühr zwischen 10 und 15 Euro bei zwei Jahren Vertragsbindung.

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Von
  • Sven-Olaf Suhl

Unter dem Namen "Watcha" vermarktet der Stuttgarter Mobilfunk-Serviceprovider Debitel ein per DMB-Handy empfangbares TV-Angebot, dass zunächst in Stuttgart, Berlin, Köln, Frankfurt und München genutzt werden kann. Auf den vier TV-Kanälen laufen ZDF, MTV und N24 sowie ein besonders für das Handy-Fernsehen produzierter Entertainment-Kanal von ProSieben und Sat.1. Zudem können alle über DAB (Digital Audio Broadcasting) frei verbreiteten Radiostationen sowie ein visualisiertes Programm des privaten Jugendsenders bigFM 2 see empfangen werden.

Handy-Fernsehen via DMB soll bis Mitte Juni auch in den Städten Hamburg, Hannover und Gelsenkirchen ermöglichen. Im Herbst sollen große Teile des Ruhrgebiets, Saarbrücken und Leipzig versorgt werden. Bereits 2007 will debitel das Angebot so ausweiten, dass drei Viertel der Bevölkerung in Deutschland Handy-Fernsehen mit den DMB-Standard empfangen können. Hinter dem Watcha-Angebot steht der Düsseldorfer Plattformbetreiber Mobiles Fernsehen Deutschland GmbH (MFD), der sich nach einem komplizierten Auswahlverfahren der Landesmedienanstalten gegenüber anderen Aspiranten durchsetzen konnte.

Für den DMB-Fernsehempfang werden bei Debitel neben den Gebühren für das Mobiltelefon je nach Handy-Vertrag monatlich zwischen 9,95 und 14,95 Euro fällig. Als bislang einziges DMB-fähige Handy im deutschen Markt bietet der Serviceprovider das Samsung SGH-P900, das bei Abschluss eines Mobilfunkvertrags 199 Euro kostet. Dabei hat der Kunde alle vier Netzbetreiber zur Auswahl, muss sich jedoch für zwei Jahre an Debitel binden. Das SGH-P900 besitzt ein drehbares QVGA-Display mit einer Diagonale von 2,2-Zoll. Bei bis zu 25 Bildern pro Sekunde beträgt die Auflösung 320 × 240 Pixel. Stereo-Lautsprecher und ein MP3-Player sind ebenfalls an Bord. Allerdings ermöglicht das SGH-P900 lediglich den Empfang von DAB-Radiosendern im L-Band.

Bislang ist Debitel der einzige Verkäufer des Watcha-Angebots der MFD. Ob und welche weiteren Anbieter folgen werden, war bislang nicht in Erfahrung zu bringen. Während sich DMB-basiertes Handy-TV in Südkorea bereits etabliert hat und Samsung Exporterfolge in China feiert, setzen die vier deutschen Mobilfunknetzbetreiber auf den konkurrierenden Standard DVB-H, der eine größere Anzahl von Fernsehprogrammen ermöglicht. Am Montag starteten sie gemeinsam ein DVB-H-Pilotprojekt. Wegen der Knappheit geeigneter Frequenzen sind DVB-H-Sendungen allerdings bis auf weiteres fast nur in Norddeutschland möglich. Auch eine Industrieallianz in Nordamerika will DVB-H voranbringen. Nokia gibt als Handy-Weltmarktführer mit Modellen wie dem N92 sowie mit einer Vereinbarung mit Sony Ericsson, bei der DVB-H-Entwicklung Standards und Spezifikationen aufeinander abzustimmen, DVB-H den Vorzug. Mit Sagem hat ein weiterer Hersteller DVB-H-taugliche Endgeräte im Programm.

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