Interop 2005: WiMax und Sicherheit, Sicherheit, Sicherheit

Intel propagiert WiMax als Ablösung von WLAN und UMTS, die Trusted Computing Group will sich nun auch um sichere Clients in sicheren Netzwerke kümmern und Juniper zählt die drängendsten Probleme der Netzwerktechniker auf.

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Von
  • Detlef Borchers

Die InterOp 2005 in Las Vegas war nach Auskunft des Veranstalter ein Erfolg: volle Konferenzen, eine gutbesuchte Ausstellung und Keynotes, die die Netzwerkspezialisten entzückten. Sie werden nicht arbeitslos, wenn es gilt, immer neue Technologien zu betreuen, immer weitere Netzwerkschichten abzusichern. Darin unterscheiden sie sich vom gebeutelten Veranstalter Medialive, der offenbar alle Hoffnungen aufgegeben hat, die Comdex wieder zu beleben. Fragen nach dieser Messe genießen die Veranstalter wie Peitschenhiebe.

Zu den bemerkenswertesten Hotels in Las Vegas zählt das Stratosphere, eigentlich ein Turm mit angeflanschtem Hotel. Das Bauwerk des Pokerspielers Bob Stupak wurde mit seiner Werbung bekannt, die sich über das World Trade Center lustig machte und seiner Achterbahn an der Hotelspitze. Im höchsten Gebäude der Stadt feierte 1999 IBM auf einer Entwicklerkonferenz -- damals noch gemeinsam mit SCO -- den Start des Monterey-Unix-Projektes. Zur Interop 2005 war Intel dran mit dem Feiern: Die Firma installierte auf der Spitze des Stratosphere-Towers die erste WiMax- Basisstation, die mit einem Radius von fünf Kilometern das Zentrum von Las Vegas abdeckt. Dementsprechend erklärte Intel-Vizepräsident Sean Maloney in seiner Keynote den Beginn eines neuen Zeitalters mit Live-Videoübertragungen von Mitarbeitern, die sich mit Laptop und Webcam bewaffnet aus allen Teilen der Stadt meldeten.

Geht es nach Maloney, so wird WiMax in Ballungsgebieten die kleinen WLANs ablösen und UMTS-Installationen keine Chance lassen. Video auf dem Laptop, das werde bald gar kein Problem sein, weil künftige Laptops mit stromsparenden Dualcore-Prozessoren und WiMax ausgegerüstet seien, erklärte Maloney unter Verweis auf den Centrino-Nachfolger Napa. Ein Prozessor könnte dann das Streaming des Videos besorgen, der andere sich um die Sicherheit kümmern. Zum Vergleich, wie schnell die Laptop-Entwicklung vonstatten geht, zeigte Maloney einen "Steinzeit-Laptop" -- einen Thinkpad aus dem Jahre 2001.

Wie relativ Zeitalter sind, demonstrierte ausgerechnet die ehedem übermächtige Telefongesellschaft AT&T, die mit "AT&T Voice DNA" ihren Kunden erstmals Voice-over-IP anbieten wird und dies auf der Messe als neues Zeitalter der Flexibilität pries. DNA ist das Kürzel für Dynamic Network Applications. Ein Zeitalter der Offenheit kündigte die Firma Atheros Communication an, die zur Interop ihr "Jumpstart for Wireless" beziehungsweise die Entwicklerkits für Jumpstarter in die Open Source überführte und auf SourceForge veröffentlichte. Zu den prominenten Nutzern der Atheros-Software zählt D-Link.

Ganz ohne Klamauk kam die Vorstellung der Trusted Computing Group daher, die in Las Vegas die Spezifikationen des Trusted Network Connect (TNC) vorstellte. TNC soll der Standard werden, mit dem Aministratoren Regeln für die Netzclients setzen, die für PC, Laptop und PDA und so weiter gelten. Die Gruppe, in der über 60 Netzwerkanbieter den Standard gestalten, veröffentlichte auf der Interop als erstes zwei Sätze von API-Definitionen, den "Client Integrity Measurement Collector" und den "Server Integrity Measurement Verifier". Eine Reihe von Firmen wie IBM und Intel bekräftigten, sich künftig an TNC zu halten. Auf der Interop selbst hatte nur Funk Software Produkte nach TNC-Spezifikationen am Stand. Bei den Technikern stößt das Projekt auf positive Resonanz: "Alles, was eine Alternative zu Cisco bietet, muss begrüßt werden", erklärte ein Systemadministrator, der mit Ciscos Gegenstück zur TNC-Spezifikation, der Network Admission Control, unzufrieden war.

Tkcan klingt schwer technisch, ist aber nur nackt, von hinten gelesen. Edun ist dementsprechend das neckisch verschlüsselte Nude und gleichzeitig die neue Jeansmarke, die U2-Starrocker Bono auf den Markt bringt. Weil Cisco-Chef John Chambers mit seiner Eröffnungsrede als Bono der Netzwerker apostrophiert wurde, konterte Scott Kriens von Juniper Networks nüchtern mit der Feststellung "Ich bin nicht Bono" -- und sprach in seiner Keynote den Namen Cisco nur rückwärts aus. "Man kann jedes Produkt gut, schnell und billig machen, suchen Sie sich zwei Dinge aus", erklärte Kriens den IT-Markt und plädierte für eine neue Ehrlichkeit der Branche. Wenn die Anbieter nicht wie Politiker lügen würden und die Käufer nicht wie Wähler an die Lügen glauben würden, dann könnte man sich mit den wirklichen Problemen der Vernetzung beschäftigen, erklärte Kriens und zählte die drei drängenden Probleme auf: Sicherheit, Sicherheit, Sicherheit.

Zur Interop 2005 siehe auch:

(Detlef Borchers) / (jk)