Keine sichtbaren Sterne: Astronomin entdeckt zufällig "dunkle Galaxie"

Weil ein Radioteleskop falsch ausgerichtet war, hat eine US-Astronomin eine Galaxie ohne Sterne entdeckt – zumindest keine sichtbaren.

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Regenbogenfarbige Fleck vor Sternenhimmel

Die Position der Gasgalaxie und die Bewegungsrichtung der Partikel (rot = weg von uns, blau = zu uns)

(Bild: STScI POSS-II/NSF/GBO/P.Vosteen)

Lesezeit: 2 Min.

Eine Astronomin vom Green-Bank-Observatorium in den USA hat rein zufällig eine dunkle Galaxie ohne sichtbare Sterne gefunden. Bei dem Objekt mit der Bezeichnung J0613+52 handelt es sich ihr zufolge um gigantische Wolke, die ausschließlich aus Gas besteht. Es sei zwar möglich, dass es dort auch für uns nicht nachweisbare Sterne gebe, aber selbst dann bliebe das Objekt äußerst ungewöhnlich. Dass dort nicht in dem sonst beobachteten Maß Sterne entstehen oder je entstanden sind, könnte daran liegen, dass das Gas nicht dicht genug ist, meint Karen O’Neil. Außerdem sei die Galaxie zu weit von anderen entfernt, deren Gravitation die Entstehung von Sternen anstoßen könnte.

Gefunden wurde die dunkle Galaxie dem Bericht zufolge rein zufällig bei der Analyse von 350 besonders lichtschwachen Galaxien mit Radioteleskopen wie dem in Green Bank. Beim Abgleich zwischen den Daten zweier Teleskope hat O’Neil demnach eine Diskrepanz entdeckt und bemerkt, dass das Green-Bank-Observatorium zu einem Zeitpunkt versehentlich falsch ausgerichtet war. Genau bei diesen falschen Koordinaten wurde dann aber die offenbar nur aus Gas bestehende Galaxie entdeckt. Die Astronomin mutmaßt, dass es sich um die erste bekannte Galaxie handeln könnte, die aus ursprünglichem Gas besteht, das beim Urknall entstanden und seitdem vollkommen unberührt geblieben ist.

Bei der Analyse des Objekts hat die Astronomin nicht nur so viel Gas in der Galaxie entdeckt, wie wir es bei einer Spiralgalaxie erwarten würden. Sie konnte demnach in den Messdaten sogar die Drehbewegung des Gases ermitteln. O’Neil plädiert nun dafür, das Objekt noch intensiver im optischen Spektrum zu untersuchen, um möglicherweise doch noch Sterne zu finden. Die Galaxie selbst sei nur mit Radioteleskopen wie dem in Green Bank überhaupt nachweisbar. Gleichzeitig mutmaßt die Astronomin, dass man über eine Himmelsdurchmusterung mit einem extrem sensiblen Instrument weitere dunkle Galaxien finden könnten. Vorgestellt hat sie den Fund bei der Jahreskonferenz der American Astronomy Society.

(mho)