Open Source in nordischen Variationen

Unter den Firmen, die mit Nokia bei der Entwicklung von Linux-Geräten zusammenarbeiten, spielt Trolltech eine wichtige Rolle. Die norwegische Firma trennte sich gerade von ihren Investoren Canopy Group und SCO Group.

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Von
  • Detlef Borchers

Auf Gartners Symposium ITxpo 2005 schmiss Nokia die größte Party, eine "JazzMania". Der Stil, nennen wir ihn einmal spanisch beeinflussten Dixie-Jazz, mag nicht nach jedermanns Geschmack sein, passte aber wohl zur warmen Nacht, bevor Nokia am Mittwoch das Schatzkästlein öffnete und seine Patentpolitik in Linux-Dingen bekannt gab. Doch die Arbeit mit den "Guten" enthält auch einen Schienbeintritt gegen die "Bösen", die Firmen, die patentrechtlich gegen den Linux Kernel vorgehen oder irgendwelche Firmen (third party) unterstützen, die wiederum Ansprüche gegenüber Linux geltend machen. Mit dieser Formel schließt Nokia die SCO Group aus, aber auch diejenigen, die SCO unterstützen. So ist der unter Linux laufende kleine Internet-Tablet-PC von Nokia eine doppelte Kampfansage gegen Microsoft und seinen großen Tablet PC.

Unter den Firmen, die mit Nokia bei der Entwicklung von Linux-Geräten zusammenarbeiten, spielt die norwegische Trolltech eine wichtige Rolle -- die Firma liefert etwa das plattformübergreifende C++-Framework Qt, auf das auch der Linux/Unix-Desktop KDE aufsetzt, oder die Anwendungsplattform Qtopia für Linux-Mobilgeräte. Trolltech hatte vor wenigen Tagen Details zu einer neuen Finanzierungsrunde bekannt gegeben, mit der die Venture-Kapitalisten von Index Ventures bei Trolltech einsteigen. Zusammen mit den bereits in Trolltech investierenden Teknoinvest und Northzone Ventures schießt Index Ventures 6,7 Millionen Dollar in das Unternehmen ein.

Für die Finanziers, die in Firmen wie Skype, MySQL und SourceLabs investieren, erscheint Trolltech als eine gute Partie; für Trolltech ist es eine gute Gelegenheit, sich von den Schatten der Vergangenheit zu lösen. In einem Absatz der Presseerklärung, der jedoch nur auf der Website von Groklaw zu finden ist, erklärt Trolltech den vollständigen Abschied der Finanzierungspartner Borland, der Canopy Group und der SCO Group. Die SCO Group ist mit IBM und der Linux-Community in heftigen Streit um angeblich unrechtmäßig benutzten oder direkt übernommenen Quellcode verwickelt, auf den SCO Eigentumsansprüche erhebt; die Canopy Group, war bis vor kurzem Mehrheitsaktionär bei SCO. Bereits auf der Vorstellung der Quartalszahlen für das erste Quartal hatte SCO erklärt, das Investment in Trolltech für 800.000 Dollar zu verkaufen. In jedem Fall gibt es nunmehr aus der Perspektive von Trolltech kein Hindernis für die Zusammenarbeit mit Nokia. (Detlef Borchers) / (jk)