Schnelles WLAN: Standardisierung stockt

Die erste, briefliche Abstimmung über den nächsten WLAN-Standard ging mit einer Ablehnung aus.

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Im Januar einigten sich die Fraktionen der Arbeitsgruppe TGn auf einen gemeinsamen Entwurf für den Standard 802.11n, der die Grundlage für die nächste, schnellere WLAN-Generation bilden soll. Im regulären IEEE-Standardisierungsprozess werden Entwürfe durch iterative Korrekturvorschläge und Abstimmungen verbessert. Die erste solche Hürde, den Letter Ballot, riss der Entwurf in dieser Woche: Er erzielte nur 64 Prozent Zustimmung. Das ist wenig erstaunlich, denn mit 75 Prozent wäre aus dem Entwurf gleich der Standard geworden.

802.11n soll durch Schlaue Antennen den Bruttodurchsatz in der Luft auf bis zu 540 MBit/s hochtreiben, das Zehnfache des bislang üblichen (802.11g, max. 54 MBit/s brutto). Auf Anwendungsebene bleibt typischerweise etwa die Hälfte übrig, in vielen Fällen darf man bei guter Funkverbindung Fast-Ethernet-Geschwindigkeit (100 MBit/s) erwarten. Zu den im Entwurf definierten Techniken zählen beispielsweise Beamforming (Strahlsteuerung zum Anpeilen einzelner Stationen), was die Funkverbindung aufpoliert, und Space Time Block Coding (STBC). STBC ermöglicht Spatial Multiplexing, also mehrere parallele Datenströme im gleichen Funkkanal. Auch Frame Aggregation, das Zusammenfassen mehrerer WLAN-Pakete in ein größeres, soll in den Standard einziehen.

Ein Großteil der Kritik an dem Standardentwurf entzündete sich an der dynamischen Kanalbelegung: Nach dem derzeitigen Stand soll ein 11n-Gerät nur einen 20-MHz-Funkkanal beobachten (Carrier Sense). Ist dieser frei, kann es ihn nutzen und zwecks Durchsatzsteigerung einen zweiten 20-MHz-Block parallel belegen – dies aber ohne zu prüfen, ob der zweite Kanal auch frei ist. Das droht die Performance von benachbarten, herkömmlichen WLAN-Zellen zu beeinträchtigen. Nicht nur damit werden die Arbeitsgruppenmitglieder auf der turnusmäßig anstehenden Tagung vom 14. bis 19. Mai in Jacksonville genug Diskussionsstoff haben. Zwar hofft die TGn-Gruppe auf einen erfolgreichen Letter Ballot im Herbst, doch halten manche Teilnehmer diesen Termin für unwahrscheinlich: Auf einen ausgereiften, ratifizierten Standard sollte man frühestens für Mitte/Ende 2007 hoffen.

Auch Marktpolitik spielt mit: Je länger Firmen, die bereits Vorläuferchips ausliefern, den Standard hinauszögern können, desto größer ist ihr Zeitfenster, in dem sie ihre Geräte absetzen können. Beispielsweise sind Bausteine des Herstellers Airgo Networks bereits seit anderthalb Jahren im Markt. Pre-11n-WLAN-Geräte mit Konkurrenzbausteinen wurden in den letzten Wochen beispielsweise von Netgear oder Linksys angekündigt. Es verwundert kaum, dass Airgo diese Produkte nun als Vor-Standard geißelt. Allerdings sind die eigenen True-MIMO-Chips ebenso wenig standardkonform, was Airgo aber nicht hindert, beispielsweise mit Asus einen True-MIMO-Laptop herauszubringen. Ebenso will Blue Socket die Airgo-Chips in Access Points für ausgedehnte Firmennetze implantieren. (ea)