Theorie für Tarnkappen

Eine Forschergruppe um den britischen Festkörperphysiker Sir John Pendry deutet in der kommenden Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Science an, eine in 10 Jahren kontruierbare Tarnkappe könne darin eingeschlossene Objekte unsichtbar machen.

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Von
  • Hans-Peter Schüler

Eine Forschergruppe um den britischen Festkörperphysiker Sir John Pendry deutet in der kommenden Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Science an, eine in 10 Jahren konstruierbare Tarnkappe könne darin eingeschlossene Objekte unsichtbar machen. Schon in eineinhalb Jahren steht demnach ein Demonstrationsmodell für Radarwellen zu erwarten. Grundlage dieser These sind Metamaterialien – submikroskopische Anordnungen elektrischer Resonatoren, die sich wie ein Stoff mit negativen Werten für Dielektrizitätskonstante, Magnetpermeabilität und Brechungsindex verhalten und dank dieser Eigenschaft den Lichtweg zwischen einem betrachteten Objekt und dem Auge des Betrachters um ein getarntes Areal herumbiegen könnten. In der Konsequenz würde das Auge auf das so titulierte Cloaking Device zielen, empfänge aber aus dieser Richtung nur Licht, dessen Ursprung im vermeintlich unsichtbaren Bereich hinter dem Device liegt. Die zuvorderst anvisierte Tarnkappe mitsamt ihrem Inhalt bliebe dem Beobachter dabei verborgen.

So überzeugend die Theorie für die Lektoren der Wissenschafts-Journale auch klingt, so anspruchsvoll dürfte sich die Aufgabe für Ingenieure darstellen. Da die Strukturabmessungen der erforderlichen Metamaterialien kleiner als die Wellenlänge der umgeleiteten Strahlung sein müssen, sind solche Stoffe bis heute nur für Radarstrahlung mit ihrer vergleichsweise großen Wellenlänge dargestellt worden. Außerdem scheint unstrittig, dass der gewünschte Effekt nur für einen vorgegebenen Wellenlängenbereiche realisierbar ist. Für Militärs, denen es um die perfekte Tarnung von Kriegsgerät gegen Radaraufklärung geht, könnte Pendrys Gedankenspiel freilich recht attraktiv wirken.

Für sichtbares Licht hat der Japaner Susumi Tachi bereits vor einigen Jahren eine vergleichbare Wirkung mit viel bodenständigeren Mitteln erzielt, indem er Signale aus einer Videokamera im Rückenteil eines Regenmantels so auf dessen Vorderseite wiedergegeben hat, dass der Eindruck eines durchsichtigen Ausschnitts entstand. Die Redaktion des Webmagazins Wired bewertete den Erfolg allerdings eher als Partytrick.

Siehe dazu in Telepolis: (hps)