Versandbuchhändler verlangen Vereinfachung des Widerrufsrechts

Die Gesetzeslage für Widerruf bei Einkäufen im Internet sei viel zu kompliziert und das Widerrufsrecht ein "Monster", das lediglich Abmahnungen provoziere. Außerdem sollen die Verbraucher die Rücksendekosten wieder selbst tragen müssen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 310 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Berit Schmidt
  • dpa

Die deutschen Versandbuchhändler haben eine Vereinfachung des Widerrufs- und Informationsrechts für Käufe im Internet gefordert. "Das derzeitige Recht nutzt Verbrauchern überhaupt nichts", sagte der Geschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Versandbuchhändler, Christian Russ, gegenüber dpa. Die Gesetzeslage sei viel zu kompliziert und das Widerrufsrecht ein "Monster", das lediglich Abmahnungen provoziere. Es könne daher nur eine Lösung geben: "Die gesetzliche Regelung muss völlig neu angegangen und entrümpelt werden", verlangte Russ am Rande der Jahrestagung seines Verbandes am Dienstag und Mittwoch in Ulm.

Das Gesetz müsse derart vereinfacht werden, dass es in drei Sätzen von Verbrauchern zu erfassen sei. Gleichzeitig forderte der Verbandsvorsitzende aber eine Veränderung zu Lasten der Verbraucher: Mindestens zur ursprünglichen Regelung müsse zurückgekehrt werden, nach der Verbraucher die Kosten der Rücksendung übernehmen müssen. Dann könnten die Versandhändler selbst entscheiden, ob sie die Kosten ihren Kunden auferlegen oder es als Marktinstrument einsetzen, in dem sie mit einer kostenlosen Retour werben. Der Verbraucher kann derzeit Waren, die er im Internet bestellt hat, innerhalb einer Frist von 14 Tagen ohne Angabe von Gründen zurückgeben. Internethändler müssen darauf detailliert und rechtlich eindeutig hinweisen.

Der Online-Buchmarkt kletterte nach Verbandsangaben erstmals seit Beginn des Verkaufs über das Internet vor etwa zehn Jahren nur einstellig auf 717 Millionen Euro. "Die Marktsättigung ist im wesentlichen eingetreten", sagte Russ. Zum Online-Handel zählt auch der Verkauf gebrauchter Bücher über das Internet. Im Jahr 2006 hatte der Verkauf von Büchern über das Internet mit 661 Millionen Euro erstmals das Kataloggeschäft mit 482 Millionen Euro als stärksten Umsatzbringer abgelöst.

Nach deutlichen Verlusten im vergangenen Jahr habe der traditionelle Versandhandel mit 489 Millionen Euro in 2007 zwar ein Umsatzplus hingelegt, sei aber erneut hinter dem Onlinehandel zurückgeblieben, so Russ. Der Umsatz von Buchclubs, bei denen sich Kunden auf die Abnahme von Büchern verpflichten, sank erneut und belief sich auf 254 Millionen Euro. Im vergangenen Jahr lag er bei 265 Millionen Euro. "Die Buchclubs befinden sich seit Jahr und Tag in einer Abwärtsbewegung."

Insgesamt legte der Versandbuchhandel nach Verbandsangaben im vergangenen Jahr ohne Buchclubs ein Umsatzplus von 5,5 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro hin. Große Zukunftschancen rechnet Russ dem Verkauf sogenannter eBooks zu. "Demnächst wird man à la carte wählen können, ob man ein ganzes Buch oder nur ein Kapitel runterladen möchte", sagte er. Bislang könnten Verbraucher vor allem Fachbücher im Internet runterladen. Elektronische Belletristik sei momentan noch nicht so stark vertreten.

In dem 1901 gegründeten Bundesverband der Versandbuchhändler sind rund 160 Buchhandelsunternehmen vertreten. An die zweitägige Tagung in Ulm schließt sich eine Fachmesse an, auf der Verlage den Besuchern wichtige Neuerscheinungen präsentieren. (Berit Schmidt, dpa) / (jk)