Wissenschaftler vervollständigen Archimedes-Manuskript

An der Universität Stanford haben Wissenschaftler bislang nichtsichtbare Teile eines etwa tausend Jahre alten Manuskripts mit Hilfe von Synchrotronstrahlen wieder sichtbar gemacht.

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Wissenschaftler der US-amerikanischen Stanford University in San Francisco haben am Freitag Teile eines Manuskripts mit Theorien des griechischen Mathematikers Archimedes mit Hilfe einer Röntgenfluoreszenzanalyse wieder sichtbar gemacht. Bei der vermutlich tausend Jahre alten Schrift handelt es sich um die einzige griechische Fassung des Traktates über schwimmende Körper und um die einzigen erhaltenen Kopien der Methoden der mechanischen Theoreme und Stomachion. Die Abhandlungen befinden sich auf einem Pergament, das im 13. Jahrhundert abgekratzt und von griechischen Mönchen für religiöse Texte wiederverwertet (palimpsestiert) und in ein Gebetbuch eingefügt worden war. Für die Wissenschaftler kam erschwerend hinzu, dass ein französischer Sammler im 20. Jahrhundert mit Goldfarbe religiöse Motive hinzufügte.

Im Internet wurde via Webcast aus dem Stanford Synchrotron Radiation Laboratory gezeigt, wie das Palimpsest mit Synchrotronstrahlen beschickt und die hinter der religiösen Handschrift verborgenen Schriften und Abbildungen wieder sichtbar gemacht wurden. Dabei wurde das in der Originaltinte enthaltene Eisen zum Fluoreszieren gebracht und dieses von einem Detektor aufgefangen. Der Archimedes-Text leuchte schwach, die senkrecht dazu aufgebrachte religiöse Schrift stärker. Für die Analyse wurden die Überlappungen der übereinanderliegenden Tintenschichten genutzt, von denen das stärkste Eisensignal ausgesandt wurde.

Die Originalschriften wurden ursprünglich von Archimedes verfasst, der zwischen 287 bis 212 vor unserer Zeitrechnung lebte. Sie galten als verschollen, so wie die Kopien auf dem Palimpsest, bis sie im Jahr 1906 von dem dänischen Wissenschaftler Johan Ludwig Heiberg in Istanbul entdeckt und als ein bis dahin unbekanntes Manuskript von Archimedes identifiziert wurden. Bisherige technische Verfahren konnten die Originalschrift nicht komplett wieder zum Vorschein bringen, 20 Prozent blieben verborgen. Nun lässt sie sich mit Hilfe eines Viewers online betrachten. (anw)