c't 22/2023
S. 138
Wissen
40 Jahre c’t

Useless Serial Bus?

c’t berichtete 1995 erstmals über USB

Der Universal Serial Bus sollte den bis dato herrschenden Steckerwirrwarr am PC beenden. Lange jedoch mangelte es an Chips, Treibern und Unterstützung der Betriebssysteme. Es brauchte über zwei Jahre und eine weitere Windows-Version, bis c’t eine Auswahl von funktionierenden USB-Geräten präsentieren konnte.

Von Rudolf Opitz

Der heute allgegenwärtige Universal Serial Bus (USB) hatte eine schwierige Kindheit. Die Liste der Geburtshelfer bestand aus namhaften Unternehmen wie Intel, Microsoft, IBM, DEC und Compaq, die USB im Frühjahr 1995 vorstellten: Die Schnittstelle sollte die Vielzahl von Steckern und Buchsen für RS232- und Parallel-Ports ersetzen und das Gefrickel beim Konfigurieren von Interrupts und Ports beenden.

In der c’t 11/1995 stellte Autor Hermann Strass Geschichte und Technik der neuen Schnittstelle erstmals vor und erwähnte auch konkurrierende Lösungen wie den Access-Bus, eine Variante des bis heute gängigen I2C-Bus.

„Der USB unterscheidet sich durch eine aufwendigere Kommunikation und zusätzliche Funktionalität von den anderen seriellen Bussen. Der USB soll Geräte mit niedriger bis mittlerer Datenrate (bis 12 Mbit/s) auf dem Schreibtisch verbinden.“

Abgesehen von der für damalige Verhältnisse hohen Datenrate – der Access-Bus sollte maximal 80 kbit/s übertragen – lockte USB mit Hot-Plugging und automatischer Konfiguration. Zudem sollten die nötigen Komponenten sehr preisgünstig sein. Der c’t-Artikel beschreibt die komplexe USB-Technik und schließt mit dem Ausblick auf erste PC-Systeme mit USB im ersten Quartal 1996.

Tatsächlich konnte Georg Schnurer in der c’t 7/1996 bereits Pentium-Mainboards mit USB-Ports testen, doch fiel sein Urteil wegen mangelnder Funktion und fehlenden Peripheriegeräten harsch aus: Er übersetzte USB damals zu Recht mit „Useless Serial Bus“.

„In absehbarer Zeit wird USB also nur das Stecker-Chaos rund um den PC um eine Variante bereichern. Wenn Sie mich fragen: Eine USB-Buchse auf dem Motherboard ist derzeit so nützlich wie ein Kropf.“

Im Februar 1997 gab es immerhin erste USB-Tastaturen, doch waren die Tests ernüchternd: Viele PCs booteten nicht, da sie die USB-Tastaturen nicht erkannten. Selbst mit zusätzlich angeschlossener PC-Tastatur brauchte man Windows 95b mit Service Pack 3. Versprochene Funktionen wie das Abziehen und Anstecken im Betrieb klappten aber auch damit nicht. Schnurer war nicht überzeugt:

„Eine USB-Tastatur allein ist meiner Ansicht nach kein Grund dafür, sich auf wackliges Neuland zu begeben. Und wacklig, das hat unser Test gezeigt, ist derzeit noch alles, was mit USB daherkommt. Heute trifft deshalb wohl noch unsere ketzerische Übersetzung von USB mit Useless Serial Bus zu.“

Obwohl USB bereits im Frühjahr 1995 vorgestellt wurde, gab es erst 1998 einige USB-Geräte und mit Windows 98 ein Betriebssystem mit brauchbarer USB-Unterstützung.
Obwohl USB bereits im Frühjahr 1995 vorgestellt wurde, gab es erst 1998 einige USB-Geräte und mit Windows 98 ein Betriebssystem mit brauchbarer USB-Unterstützung.

Erst mit dem Erscheinen von Windows 98 besserte sich die Lage etwas. Anfang 1998 gab es immerhin einige wenige USB-Geräte, die Peter Siering in seinem Artikel „Schubladen-Ware“ in c’t 1/1998 beschreibt. Unter den ersten USB-Peripheriegeräten waren nicht nur Tastaturen, sondern auch eine erste Maus von Logitech, das heute legendäre Sidewinder Gamepad von Microsoft, ein Scanner, ein ISDN-Adapter und sogar bereits eine USB-Webcam, die damals noch unter „Digital-Video-Kamera“ firmierte. Besonders beeindruckten USB-Lautsprecher von Philips:

„Für die größte Verblüffung sorgen die USB-Lautsprecher: Sie arbeiten nämlich ohne die Hilfe einer Soundkarte. Windows 98 schiebt die Sounddaten digital auf den USB; die Digital-/Analogwandlung passiert in den Boxen.“

Natürlich gab es weiterhin viele Treiber-Hakeleien und die USB-Unterstützung blieb fast drei Jahre nach Vorstellung der Schnittstelle auf die aktuellen Windows-Versionen beschränkt, daher kam auch Peter Siering zum Schluss:

„[...] ich kann vor dem Erscheinen von Windows 98 niemandem USB-Geräte guten Gewissens empfehlen.“

Die schwere Kindheit von USB hat lange gedauert, doch heute gibt es nur noch wenige elektronische Geräte ohne die praktische Schnittstelle. Die Artikel finden Sie wie üblich zum Nachlesen unter dem nachfolgenden Link. (rop@ct.de)

USB-Artikel zum Nachlesen: ct.de/ybuf

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